In Erinnerung an unseren ersten Hund Eddie

Wer ich bin?
Gestatten, Eddie, Chihuahua-Mix, geb. 2002, kastrierter Rüde, Schulterhöhe 26,5 cm, Gesamthöhe 35,5 cm, 
Gewicht 6 kg (schwankend).

Übrigens bin ich wohl von adeliger Herkunft, denn ich werde oft "Runter vom Sofa" genannt, oder auch Ede, Grummelbacke, Kragenbär, Schnuffel oder Stollentroll.


Meine Vorgeschichte
Seit meiner Welpenzeit lebte ich zusammen mit einem Pitbull-/Staffordshire-Hund in einer Familie mit vielen Problemen. Meine frühere Pflegefamilie holte mich dort weg, als sie sah, dass man nach mir mit Füßen trat. Nach kurzer Umgewöhnungszeit wurde ich in eine Familie mit Katzen und lebhaften Kindern vermittelt. Im Sommer 2004 verlor ich dann erneut mein Zuhause. Dort war kein Platz mehr für mich, weil ein kleiner Welpe ins Haus kam und mein Rudel in Urlaub wollte. Laut meinen zweiten Besitzern wollte ich mich nicht anfassen lassen, würde alle anknurren und nach den Kindern schnappen. Zu meinem Glück landete ich wieder bei meiner damaligen Pflegemami und ihrer Familie.


Mein Rudel und ich
Mein Frauchen wünscht sich schon einen Hund, seitdem sie denken kann und surft gern im Internet. Zufällig öffnete sie im August 2004 die Vermittlungsseite der Dortmunder Tierschutzorganisation Arche90 und stieß dort auf meinen Hilferuf. Schnell nahm sie Kontakt auf, Besuche folgten und es war gegenseitige Liebe auf den ersten Blick. Da ich nicht in meiner Pflegefamilie bleiben konnte, weil sie bereits zwei eigene Hunde hat, beschloss ich "die fremde Frau" zu adoptieren. So zog ich am 16. August 2004 (He, das ist jetzt mein Geburtstag!) in ein Haus mit Garten ein, habe ein eigenes Körbchen, eine Hundetransportbox und teile mir den Rest mit Monika, ihrem Mann Siegmar und ihrem gemeinsamen Sohn Mirko. Ich Sturkopf passe dort gut hinein - die anderen sind aber doch wohl aus härterem Holz geschnitzt.


Das kann ich schon
Ich bin stubenrein, kann allein bleiben, fahre leidenschaftlich gern Auto, gehe raus - sobald dieses magische Wort gesprochen wird (es sei denn, es schüttet draußen aus Kübeln), liebe ausgiebige Spaziergänge und mag andere Haustiere wie z. B. Kaninchen und Wellensittiche. Außerdem kann ich Wörter/Befehle gut erlernen und auch miteinander kombinieren (Sitz, Gib Pfötchen, Komm, Nein, Runter, Schluss). Ich bin definitiv kein Couchpotatoe und spiele gerne den Chef (wenn man mich lässt)!


Das habe ich gelernt
Hände bedeuten jetzt immer etwas Gutes! 

Für Hunde gibt es doch tatsächlich spezielles Hundefutter!

Ich weiß jetzt, was Rangordnung und Erziehung bedeuten und habe Vertrauen gefasst. Dank liebevoller Konsequenz, Motivation mit Erfolgserlebnissen und den ständigen Versuchen, mir NICHT Dinge beizubringen, die ich NICHT tun soll, sondern das, was ich ersatzweise machen soll (= negative Befehle in positive umwandeln), habe ich meinen Platz in der Rang- und Rudelordnung erkannt.

Von 2004 bis 2006 besuchte Rudelführerin Monika mit mir die Hundeschule des Tierheims Schwerte-Westhofen und wir haben viel gelernt. Die wichtigsten Kommandos wie Bleib, Fuß, Hier, Komm, Nein, Platz, Sitz, Stopp, Aus, Okay einschließlich der Hör- und Sichtzeichen kommen mir schon aus den Ohren raus. Je nachdem, wie mein Frauchen sich dabei verhält (denk' an deine Körpersprache, Mädel!), werden sie auch schon mal ignoriert. Im Großen und Ganzen klappt es aber hervorragend mit Leine. Ohne Leine gehe ich nicht direkt so bei Fuß wie das gewünscht wird, sodass mein Frauchen denkt, es wird wohl mit der Begleithundeprüfung nix. Schauen wir mal und üben weiter jeden Tag. Das Training soll mir schließlich Spaß machen.


Das spiele ich gern
Fangen, Zerrspiele wie Tauziehen (Männo, meine Gegner gewinnen immer) und Suchspiele drinnen: Such das Leckerchen. Wo ist die Stoffmaus, der Stoffhase, das Tau? Und draußen: Such das Leckerchen. In welchem Loch wohnt die Feldmaus? (Huch, jetzt ist sie schon wieder entwischt!) Eichhörnchen, dich kriege ich: Hier bin ich in meinem Element. Leider muss ich dieses Spiel meistens vorzeitig abbrechen, da ich a) nicht auf den Baum komme und b) mein Rudel nach mir verlangt und mich zurück ruft.


Am liebsten mag ich
Überall "Zeitung lesen", Revier markieren, Eichhörnchen jagen, Katzen aus dem Garten scheuchen und Wildschweinen nachstellen. Ach so, es geht hier ums Fressen - Sorry! Na gut, also neben den üblichen zwei Hauptmahlzeiten und Leckerchen mag ich zum Fressen gern Pansen, getrocknete Lunge, Käse (bis auf Harzer Roller, Pfui, Bäh!), Fleisch- und Leberwurst (krieg' ich aber kaum, heul), gekochte Kartoffel, altbackenes Brot, Kohlrabi, Möhre, Paprika, Sellerie, Schlangengurke, Apfelsine, Banane, Dattel, Feige und Wassermelone. Hilfe, bin ich jetzt etwa Vegetarier? Natürlich werden alle Leckereien von meiner täglichen Futterration abgezogen, damit ich nicht wie ein gestopftes Würstchen aussehe.


Das verwirrt mich
Das typische Signal anderer Hunde für die Aufforderung zum Spielen: Da weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Sind wir Freunde? Machst du mich etwa an? Frauchen meint, da sei bestimmt in der Welpenphase mit dem Kampfhund was verkehrt gelaufen. Auf Anhieb kapiere ich das immer noch nicht. Aber wer mich nicht nervt, den lasse ich auch in Ruhe. Lieber ist mir, wenn ich zum Spielen auffordere.

Torkelnde Gestalten, tiefe Stimmen, Gelächter (Lachen die jetzt über mich?), geschäftiges Gewusel, wenn ich im Körbchen bleiben muss (Was geht da jetzt bloß ab?) und Koffer packen (Hallo, bin auch noch da! Wo geht es hin? Wer fährt wann wohin? Nehmt ihr mich auch mit?). 

Und dann sind da noch starker Wind von vorn oder hinten. Das Meer (He, das läuft mir hinterher! Pfui, schmeckt das komisch!). Sand (Hilfe, ich versinke! Warum werden meine Pfoten heiß?).

Ach ja, und die, die mich nicht ganz voll nehmen. Ich bin zwar klein, aber genauso ein Hund wie alle anderen. Ich kann nicht nur süß und putzig sondern auch ganz schön grantig werden.


Das mag ich gar nicht
Große Rüden finde ich schrecklich und belle sie an, sofern ich sie noch nicht kennen gelernt habe. Passiert das ohne Leine, bin ich nicht mehr zu halten, rase auf meinen vermeintlichen Rivalen zu, halte keinerlei Sicherheitsabstand ein und belle dann los. Mein Frauchen lässt mich daher in unbekanntem Gelände kaum von der Leine, damit sie nicht anschließend knapp 6 kg Hackfleisch mit nach Hause bringt. Sie meint das ein oder andere Mal schon recht entnervt, ich sei echt größenwahnsinnig. He, damit Ihr es alle wisst: In mir steckt doch ein Chihuahua. Und der glaubt bekanntlich, jedem "Elefanten" gewachsen zu sein! Aber was ist, wenn die nicht verdutzt mir Winzling das Feld überlassen?

Hier hat mein Rudel noch einiges mit mir vor, damit ich dieses Verhalten ändere. Es ist nur nicht so einfach, jemanden Gleichgesinnten außerhalb des Hundeplatzes zu finden, mit dem die Gewöhnung an das gleiche Geschlecht geübt werden kann. Aber wie ich meine Zweibeiner kenne, kriegen die das auch noch in den Griff.

Igitt – es schüttet wie aus Kübeln. Ein Hundemantel mag zwar schick und warm, wasserfest, winddicht und atmungsaktiv sein. Den Menschen wird das Gefühl vermittelt, uns Hunde vor extremer Kälte schützen zu müssen. Ich fühle mich aber ohne Hundebekleidung viel wohler, auch wenn ich in der kalten und nassen Jahreszeit ab und zu ein wenig zittere.


Was wir noch lernen müssen
Es kann nur einen geben = strikte Einhaltung der Rangordnung!?!

Ich kann eine Aktion nur mit einer möglichen Reaktion verbinden und lerne ausschließlich aus Erfolg und Irrtum. Also Frauchen, streng dich gefälligst an! Mensch und Hund verstehen einander oft deshalb falsch, weil sie die Körpersprache des anderen unterschiedlich deuten. Meine Zweibeiner müssen weiter darauf achten, keine widersprüchlichen Botschaften zu senden, damit keine Verständigungsprobleme zwischen uns auftauchen:

Ich beobachte meine Menschen sehr viel genauer als sie mich. Um mir nicht versehentlich eine falsche Botschaft zu übermitteln, achtet auf Eure Körpersprache!

Verhalte ich mich falsch, müsst Ihr Euer Verhalten überdenken. Habe ich verstanden, was Ihr von mir erwartet?

Wurde mein Fehlverhalten rechtzeitig (innerhalb der nächsten 3 Sekunden) gerügt?

Das habe ich gut gemacht? He, also bitte das Loben nicht vergessen! Und übrigens: Wo bleibt meine Belohnung?

Ich bin niemals nachtragend. Und Ihr?

Das Rüden-Problem (ich habe damit doch keins!?) ist erkannt: Hier muss mein Frauchen weiter an sich arbeiten, dass sie rechtzeitig meine volle Aufmerksamkeit erhält und ich sie ansehe und nicht meinen vermeintlichen Rivalen.

So langsam bekommen wir das auch in den Griff. Dank Üben mit Training Discs, reichlich Loben und Ablenkung durch Leckerchen, vorsichtiger gegenseitiger Annäherung und Gewöhnung machen mir angeleint Rüden in meinem Revier - bis auf einige Ausnahmen - nichts mehr aus und ich ignoriere sie einfach. Damit dies überall gelingt, arbeiten wir daran. Frauchen hofft, dass sie den Rest mit dem Beuteltraining (siehe unter: Beuteltraining) in den Griff bekommen wird.


Agility 
Am 08.03.2006 haben wir mit Agility begonnen. Mein Frauchen war am Anfang skeptisch, ob das gemeinsame Üben mit noch unbekannten Hunden auch zu einem gemeinsamen Ergebnis führen wird. Seitdem ich begriffen habe, worum es geht, bin ich mit Feuereifer bei der Sache. 

Nach dem Training bin ich so richtig fix und fertig und verbringe die nächsten zwei bis drei Stunden zu Hause mit Schlafen und Dösen in meinem Körbchen. Auch mein Frauchen sieht nach dem Training ziemlich mitgenommen aus, als hätte sie ein Fitnesstraining absolviert, und schnappt oft nach Luft. 

Ich kann schon über verschiedene Arten von Hürden und durch den Reifen springen, den Tunnel und die Tüte durchlaufen, den Steg und die A-Wand überqueren und kurz auf dem Tisch sitzen oder liegen bleiben

Und wieder einmal zeigt sich, dass der Mensch der Schwachpunkt im Zwei-/Vierbeiner-Team ist. Erstaunlich, wie wenig mein Frauchen ihren Körper oder ihre Hände unter Kontrolle hat, wenn sie versucht, mir die Richtung auf dem Parcours zu zeigen. Bloß nicht gegen die Hindernisse stoßen oder eines übersehen. Nebenbei muss sie sich auch noch merken, was die Trainerin als nächstes sehen will. Wie war das noch einmal mit den Richtungs- und Seitenwechseln? Tja, dumm gelaufen, wenn man gerade mit dem Nachbar-Zweibeiner gequatscht hat! Lustig ist auch, wenn sie sich wie eine Schneekönigin freut, wenn etwas supertoll geklappt hat und vor lauter Aufregung vergisst, mich sofort wieder anzuleinen. Da geht schon mal der "Ich guck mal eben bei den Nachbarn-Teufel" mit mir durch. 

Ach ja, und dann spielen da auch noch die Wetterverhältnisse auf dem Übungsgelände eine Rolle. Bei feuchtem und matschigem Untergrund muss mein Frauchen sich schon recht anstrengen, mich und die Hindernisse im Auge zu behalten, um nicht plötzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren und sich mit schmerzendem Hinterteil auf der Erde wieder zu finden. Bei so einem Sauwetter zeige ich mich vor allem am Reifen recht unlustig und versuche, zwischen dem Gestell oder außen herum zum nächsten Hindernis zu gelangen. 

Im Sommer 2007 wurden wir in der Fortgeschrittenengruppe aufgenommen. Mit den uns bisher unbekannten Hindernissen Wippe und Slalom wurde ich langsam vertraut. Mein Frauchen baute zusätzlich die Kommandos Außen, Rechts, Links und Voraus mit ein, um mir von vornherein zu zeigen, wie es auf dem Parcours weitergeht. Wir zwei hatten gemeinsam sehr viel Spaß. Im Frühjahr 2010 musste ich das Agility-Training unerwartet aufgrund einer nicht klar erkennbaren Krankheit aufgeben. 

Eine anfangs diagnostizierte Epilepsie stellte sich erst nach mehreren Tierarztbesuchen und Untersuchungen in Tierkliniken als Perinealhernie linksseitig heraus. Sie wurde am 16. August 2010 erfolgreich operiert - allerdings musste ich kastriert werden. Mein Frauchen hat dann gleich meine Zähne sanieren lassen – jetzt fehlen mir insgesamt acht Beißerchen. Wie es in einem alten Sprichwort heißt: Ein Unglück kommt selten allein. Am 15.11.2010 wurden ein gutartiger Oberlidtumor am rechten Auge (Talgdrüsenepitheliom) und eine tief im rechten Ohr sitzende Granne entfernt. Am 20.01.2011 wurde die Perinealhernie rechts operiert. 

Seit meiner Genesung üben wir zu Hause im Garten. Die selbst gebastelten Hürden, der Kinderkriechtunnel, der Kinderfahrradreifen und die Slalomstangen warten auf ihren nächsten Einsatz.


Trick Dogs
Zwar bin ich kein Zirkushund und will auch gar keiner sein, aber ich kann inzwischen ein paar Kunststückchen: Durch den Fahrradreifen oder über selbst gebastelte Hürden (vom Frauchen natürlich, nicht von mir) springen, durch die Beine laufen, Twist, winken, Fünf und Zehn geben - Pfötchen geben kann doch jeder! - Rolle machen und bei PENG umfallen (aber nur ganz kurz, bin doch nicht tot!). Durch jede Art von hundetauglichen Gebilden, die einem Tunnel ähneln, düse ich im Sauseschritt. Geht jemand in die Hocke und ruft Hopp, springe ich ihm in die Arme. Ich belle auf Kommando, wenn mir jemand eine Faust zeigt oder das Hörzeichen Gib Laut verwendet. Beim Kommando zurück gehe ich langsam rückwärts.

Feld-, Wald- und Wiesenparcours mit balancieren auf Baumstämmen, klettern auf Wurzeln und Abenteuer am Bach machen großen Spaß. Leckerchen erschnüffeln in allen Variationen zwischen ausgedienten Socken, Zeitungspapier, in Laubhaufen, auf dem Boden drinnen und draußen sind eine höchst willkommene Abwechslung für ein Überraschungspicknick. 

Männchen mache ich nur in stehender Ausführung auf den Hinterbeinen. Dass ich dabei mit dem Hinterteil auf dem Boden sitzen bleibe und nur den Oberkörper aufrichte, dass klappt bei diesem Kommando gar nicht. Jetzt versuchen wir "Wie macht das Häschen?" – und siehe da, aller Anfang ist schwer, es geht doch! Frauchen hält ihre Hand vor meine Brust, ich lege meine Vorderbeine drauf und recke mich in die Höhe, der Rest bleibt am Boden. Geschafft! Jetzt müssen wir das Ganze nur noch ohne Armhilfe zustande bringen. 

Weitere Tricks sind: Slalom durch die Beine laufen, Zeitschriften aus dem Zeitungskorb holen, mein Hundespielzeug in die Kiste räumen, die Leine bringen und vieles mehr. 


Beuteltraining
Mit uns im ersten Agility-Kurs waren Hund Timmi und sein Frauchen Tanja. Nach jeder erfolgreichen Übung warf Tanja einen Futterbeutel, den Timmi freudig apportierte und prompt zu ihr brachte. Anschließend durfte er eine kleine Menge Futter daraus fressen. Timmi ließ sich - im Gegensatz zu mir - kaum durch irgendetwas auf dem Hundeplatz ablenken. 

Das ist auch etwas für uns, hat mein Frauchen beschlossen. Sie möchte jetzt zusätzlich zu all den anderen Sachen, die wir gemeinsam unternehmen, mit mir und Beutel trainieren. Sie hofft, dass wir dadurch unsere Bindung vertiefen und ich sie in allen Situation als Rudelchef akzeptiere und mich gleichzeitig an ihr orientiere. Ziel ist, kann man sagen, dass ich lernen soll, dass Monika meine Rudelführerin ist. Sie allein bestimmt, wann ich aus dem Beutel fressen und wann ich mit ihm spielen und ihn apportieren darf. Der mit Hundefutter gefüllte Canvas-Beutel bietet willkommene Abwechslung. Eigentlich will ich nicht nur spazieren gehen, sondern jagen! Entwickelt wurde diese Erziehungsphilosophie von Jan Nijboer. 

Die ersten Schritte wurden am 03.08.2006 schnell in die Tat umgesetzt. Futterbeutel gekauft, mir wurde mein komplettes Spielzeug weggenommen und gefüttert wurde ich jetzt nur noch direkt aus dem Beutel! Wo ist bloß mein Futternapf geblieben? 

Aber apportieren? Das ich nicht lache! Früher schon, wenn ich Lust dazu hatte, habe ich mir mein kleines, gelbes Plüschhäschen geschnappt, bin zu einem meiner Zweibeiner gelaufen und forderte sie zu lustigen Zerrspielen auf. Wenn dann jemand das Spielzeug geworfen hat, habe ich es auch wieder gebracht, aber nur, solange ich Spaß daran hatte. Alles andere nehme ich weder mit dem Fang auf noch trage ich es mit mir herum! 

Und nun so etwas! Was soll das bloß? Wieso ist das Futter in einem Beutel, ich komme nicht dran, sondern nur mein Frauchen? Und sie ist jetzt auch noch der Bestimmer? Rausgekriegt habe ich schon folgendes: 

An den ersten beiden Tagen bin ich ein paar Mal hinterher gelaufen. Frauchen lobte mich, hielt den Beutel in der Hand fest, öffnete ihn und hat mich zur Belohnung etwas daraus fressen lassen. 

Danach hat sie eine ca. 1 ½ m lange Leine an dem Futterbeutel befestigt. Ich lief wieder hinterher und versuchte ihn mit meinen Pfoten festzuhalten. Immer dann, wenn ich ihn mit der Nase anstupste, bekam ich zur Belohnung wieder etwas Futter aus dem Beutel. 

Ich bin so hungrig! Bisher habe ich kein großes Interesse an dem Beutel gezeigt. Nun ist er aber mit Fleischwurst gefüllt! 

Seit Samstagabend fange ich an, die Sache zu durchschauen. Jetzt versuche ich sofort den Futterbeutel zwischen die Zähne zu nehmen und kurz festzuhalten. Umgehend bekomme ich etwas daraus zu fressen. Frauchen lobt mich und sagt begeistert Apport. Mann, das ist vielleicht anstrengend. Sobald meine Begeisterung bei dem Spiel nachlässt, packt Frauchen den Beutel erst einmal wieder ein. 

Sonntagabend gab es erneut ein Highlight. Ich habe den Futterbeutel nach dem ersten Werfen zu Monika (saß in der Hocke) gebracht und ihr in die offenen Hände gelegt. Lob und Futter! Ich habe es kapiert! Bingo! 

Wir müssen jetzt weiter Hausaufgaben machen. Drinnen im Haus und draußen im Garten klappt es jetzt hervorragend. Der Beutel wird jetzt ohne Leine geworfen, weil ich mich dauernd in der Leine verheddere. Allerdings befinde ich mich jetzt zur Absicherung an einer 5 m langen Leine. Weiß überhaupt nicht, was das soll. Hey, ich laufe schon nicht mit der Beute fort - ich kann den Futterbeutel allein sowieso nicht öffnen. 

08.08.2006: Heute haben wir das erste Mal nach dem Spazieren gehen auf einer großen Wiese am Waldrand geübt. Solange das Gras kurz genug und keine Disteln in Sicht sind, kann ich gar nicht genug vom Apportieren bekommen. 

18.08.2006: Ein Schritt zurück. Bei dem normalen Gassi gehen interessiert mich mein Beutel überhaupt nicht. Fast alle Hündinnen im meinem Revier sind läufig. Was interessiert mich da mein Futter? 

Auch ohne Kurs haben wir die Umstellung geschafft. Nachdem ich mein Revier markiert und ein wenig die Umgebung erkundet habe, bin ich voll auf Frauchen und den Futterbeutel fixiert. Auf Wanderungen zusammen mit meinem Rudel warte ich stets ungeduldig auf die gemeinsame Jagd. Pausen nutze ich gerne dazu, auf mich aufmerksam zu machen, damit ich zwischendurch Beute machen kann. 

Seit einem Malheur Ende Oktober 2006 bekomme ich morgens als Ausnahme wieder Futter aus dem Napf. Ich befand mich im Garten auf Eichhörnchen-Pirsch. Das Eichhörnchen ist mir nur zufällig auf unsere Linde entwischt, dabei hat es jedoch die aus Nachbars Garten ergatterte Walnuss fallen gelassen. Die habe ich mir geschnappt - Walnüsse sind ja so lecker - und ich habe sie versucht zu knacken. Leider bin ich kein Eichhörnchen. Jaul! Seitdem ist ein unterer Zahn leicht wackelig und eine Beuteltraining-Ruhepause ist angesagt. Hurra, jetzt gibt es auch mal Futter, ohne mich dafür anzustrengen! 

06.12.2006: Heute ist Nikolaustag! Das Eichhörnchen hat mal wieder eine Walnuss in unserem Garten liegen gelassen, die ich natürlich sofort gefunden habe. Aua – das tut weh! Ein Unglück kommt selten allein: Mein unterer, mittlerer Schneidezahn ist wackelig. Der Tierarzt musste ihn am Donnerstag ziehen. Ich kleiner Kerl sehe jetzt mit meiner ersten Zahnlücke so niedlich und unschuldig aus … 

Dank Beuteltraining und dem heißen Sommer 2006 verliere ich die Angst vor Bächen und Teichen. Gern lösche ich meinen Durst am Uferrand. Die dort lebenden Tiere interessieren mich gar nicht. Glücklicher Eddie apportiert lieber den Beutel. Es ist immer wieder spannend und eine echte Herausforderung, den Beutel in manchen Verstecken überhaupt aufzuspüren.

Seit 2008 klappt es dank Preydummy besser mit unserer gemeinsamen Kommunikation und Zusammenarbeit. Zu Hause erhalte ich mein Futter weiterhin im Napf. Sobald wir draußen sind, geht es auf zur gemeinsamen Ersatzjagd. Gemeinsam zum Erfolg - das ist spannend, macht Spaß und beschäftigt mich körperlich und geistig.


Goldene Jahre auf vier Pfoten
Bis Herbst 2015:
Im August 2015 wurde ich 13 Jahre alt, das entspricht ungefähr 72 Menschenjahren. Ich bin fit und fühle mich rundum wohl. Mein Dasein als Einzelhund genieße ich sehr. Stundenweise allein zu bleiben macht mir gar nichts aus. In der Transportbox im Auto mitfahren, Freunde besuchen und Urlaubsreisen bereiten mir immer noch großes Vergnügen. Im Laufe der Jahre habe ich ein paar Zähne verloren und Probleme mit meiner Sehfähigkeit im Dunkeln. Von Zeit zu Zeit macht mir auch mein Gehör zu schaffen.

Alter Hund - na und? Tages- und wetterabhängig versuche ich zu entscheiden, ob ich lieber lange draußen spazieren gehe, die Seele im Garten bei einem Sonnenbad baumeln lasse, vor dem Kamin entspanne und/oder Streicheleinheiten einfordere. Agility zu Hause in unserem Garten, Intelligenzspiele und neue Tricks begeistern mich immer noch. 

Ab Winter 2015:
Meine Menschen sagen, ich sei quasi über Nacht alt geworden und nennen mich jetzt liebevoll Opa. Im Haus wurde ein Schutzgitter angebracht, damit ich keine Alleingänge mehr im Treppenhaus unternehmen kann. Automatisch öffnende Türen gibt es leider nicht, sodass ich das ein oder andere Mal unsanft von einer Glasscheibe gestoppt werde. 

Ich bin jetzt handzahm und viel anlehnungsbedürftiger als früher. Meine Welt verlangsamt sich. Meine Bewegungen werden gemächlicher und die Nickerchen länger. Beim Rausgehen bleibe ich erst einmal stehen und checke die Lage. Mein Hör- und Sehvermögen lassen immer mehr nach. Manchmal komme ich nicht, wenn ich gerufen werde, oder finde mich in gewohnter Umgebung schlechter zurecht. Ich weigere mich das ein oder andere Mal an Aktivitäten teilzunehmen, die mir früher so viel Spaß gemacht haben sollen. Wandertouren liegen mir überhaupt nicht mehr. Kurze Spaziergänge und Gassi-Runden um den Block mag ich dagegen sehr. Ich liebe es im Auto mitzufahren. Allerdings nicht mehr so gern in der Box, was ich mit Jaulen oder Winseln zum Ausdruck bringe. Lieber fahre ich vorschriftsmäßig angeschnallt auf der Rückbank mit – so entgeht mir nichts!

Nach einer erneuten Zahnsanierung habe ich meine Backenzähne verloren. Fressen ist ein famoser Spaß. Lag heute überhaupt schon etwas Essbares in meinem Hundenapf? An schlechten Tagen schmerzen meine Knochen oder ich habe Kreislaufprobleme. An guten Tagen bin ich der Jungspund mit Hummeln im Hintern, der ich einmal war. In letzterem Fall verstehe ich überhaupt nicht, warum meine Menschen dann so überrascht sind und ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Die werden doch nicht etwa senil?

Seit Frühjahr 2016: 
Autofahrten mag ich wegen meiner Hör- und Sehprobleme gar nicht mehr. Bei gutem Wetter verbringe ich meine Freizeit am liebsten im Garten. Hier kenne ich mich aus und kann ganz allein meinen Bedürfnissen nachgehen.

Meine Augen machen mir jetzt auch tagsüber zu schaffen. Zwar versuche ich noch intensiv, meine vertraute Umgebung zu checken. Allerdings übersehe ich dabei oft das ein oder andere Hindernis oder schätze die Gegebenheiten falsch ein. Bei Spaziergängen an der Leine nehme ich mir sehr viel Zeit und bewege mich in Zeitlupe fort. Mein Geruchssinn funktioniert einwandfrei, sodass ich ohne Leine wahrscheinlich unterwegs verloren gehen könnte. 

Manchmal bleibe ich zu Hause einfach im Raum, in einer Ecke oder hinter einer Tür stehen, verharre dort und überlege, was ich als nächstes tun will. Dem zielloses Umherwandern im trauten Heim haben meine Halter ein schnelles Ende gesetzt. Sobald ich Anzeichen von Unruhe zeige, werde ich vorsichtig in einen geräumigen Transportkäfig bugsiert und die Tür hinter mir geschlossen. Wenn mich meine Nase nicht täuscht, liegen hier doch tatsächlich Leckerchen auf dem weich gepolsterten Kissen. Na dann: Mahlzeit, einkuscheln und gute Nacht! Wenn es nur nach mir ginge, würde ich nur noch fressen, relaxen und schlafen. 

Aus einem langjährigen aktiven und gelehrigen Begleiter mit Charakter ist ein 14 Jahre (76 Menschenjahre) alter, ruhiger und seniler Hundesenior geworden. 

25.08.2016:
Jetzt heißt es Abschied nehmen. Nach einem glücklichen Hundeleben ist Eddie heute über die Regenbogenbrücke gegangen. Danke für die wunderbare Zeit, die wir mit Dir verbringen durften. Eddie - Du Hund mit Charakter - Du fehlst uns so sehr! 


Appell an alle Hundeliebhaber
Zweibeiner sind schon ziemlich merkwürdige Hunde. Meistens sind sie grösser als wir, duften eindeutig anders und können ungewöhnliche Dinge tun, z. B. Haushaltsgegenstände benutzen. Aber wir Vierbeiner können viel besser hören und riechen als sie. Trotzdem können Mensch und Hund ein harmonisches Team bilden. Wir müssen uns gegenseitig vertrauen. Lernt uns mit Zeit und Geduld zu verstehen!

Hunde sind kein Spielzeug und kein Ersatz für ein Menschenbaby! Vergesst es - auch wenn wir noch so niedlich aussehen - uns in der Babysprache zu unterrichten!

Nehmt Eure Vierbeiner an die Leine, wenn andere Zweibeiner mit/ohne Hund, zu Fuß oder auf fahrbarem Untersatz entgegen kommen. So lassen sich Konflikte vermeiden. 

Lasst einen vorübergehend vor einem Geschäft angeleinten Hund immer in Ruhe. Bitte nicht füttern und streicheln ohne Einverständnis des Halters!

Bitte entsorgt doch die Hinterlassenschaften Eurer treuen Gefährten, wenn mal aus Versehen auf dem Bürgersteig, der Straße oder öffentlichen Plätzen das große Malheur passiert ist. Passende Utensilien gibt es überall zu kaufen, oftmals werden sie sogar kostenlos angeboten. Zur Not tun es doch auch die dünnen Plastiktüten, in denen wir das gekaufte Obst und Gemüse nach Hause transportiert haben. Zu ekelig? Nein danke, dafür zahle ich doch Hundesteuer? So nicht: Entweder überlegt Ihr Euch das früher und schafft Euch einen entsprechend kleineren Hund an (kleiner Hund = kleines Häufchen, großer Hund = ?) oder aber Ihr verzichtet drauf. Schon mal reingetreten, nicht gemerkt, mit nach Hause in die gute Stube genommen und anschließend sauber machen müssen? Na also, es geht doch so einfach, etwas für unseren guten Ruf als verantwortungsvolle Hundebesitzer zu tun!

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